P. Lech Król, Spiritualität des Heiligen Herzens Jesu in der Bibel und den Schriften der Kirchenväter, 18. 03. 2024, UAK PL, on-line

1.Der Herz-Jesu-Kult ist eine typische Form christlicher Spiritualität unter vielen. Sie findet ihre Grundlage und ihr Zentrum im Geheimnis der Person Christi, des Sohnes Gottes, der Mensch und Erlöser wurde. Er wird im Geheimnis seiner Liebe zum Vater betrachtet (“aber die Welt soll erkennen, daß ich den Vater liebe…” J 14,31) und zu uns (“Christus uns geliebt und sich für uns hingegeben hat…” Ef 5,2; ver. Ef 5,25; Ga 2,20). Diese Spiritualität ist biblisch begründet – konkret in einigen Passagen des Neuen Testaments.

a.Matthäus 11,25-30 – präsentiert einen Freudengesang, in dem sich Jesus als Vorbild darstellt. Er beschreibt sich selbst als „sanftmütig und demütigen Herzens“. In diesem Text dominiert das Element „Lernen/Nachahmen“.

b.Johannes 19, 28-37 – führt uns in das Geheimnis der Öffnung der Seite des Erlösers ein, aus der Blut und Wasser flossen. Die Beschreibung endet mit dem Satz: „Sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben“ (Verset 37). Exegeten schlagen eine Interpretation dieses Ereignisses vor, die auf dem epiphanischen (offenbarenden) und dem österlichen Schlüssel basiert. Wenn man dieser Linie folgt, wird das Hingeben des eigenen Lebens aus Liebe zur vollkommensten Erfüllung und Form der höchsten Anbetung Gottes und zu einem rettenden Ereignis für die Welt (“Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen” J 12,32).

c.Texte des Neuen Testaments, die das Geheimnis der Erlösung beschreiben, weisen auf eine gemeinsame Motivation (für das vollendete Geheimnis) hin: die Liebe Gottes, der den eingeborenen Sohn zu unserem Heil in die Welt gesandt hat (vgl. Joh 3,16), und die Liebe Christi zum Vater und zu uns. Wir haben auch die Möglichkeit, (dieses Geheimnis) immer wieder in den Worten der neutestamentlichen Heiligen Schrift zu lesen und zu erforschen: z.B. Joh 14,31; Gal 2,20; Röm 5,5f; Eph 5,2; 5,25 usw.

2.Die christliche Spiritualität und damit auch die Herz-Jesu-Spiritualität hat im Laufe der Geschichte unterschiedliche Akzente gesetzt, die auch mit verschiedenen Formen der Frömmigkeit in Verbindung gebracht wurden. Was in einer späteren Periode der Kirchengeschichte der Kult des Heiligen Herzens Jesu genannt wurde – heute die Spiritualität des Heiligen Herzens Jesu – hat seine Grundlage und Bestätigung in den oben genannten biblischen Texten. Wichtig und hervorzuheben ist hier, dass die Kirche des ersten Jahrtausends das Geheimnis des Kreuzes und damit des Erlösers mit einer offenen Seite betrachtete. Es sollte jedoch betont werden, dass die Kirche dieses Geheimnis damals im Licht der Auferstehung betrachtete. Die Spiritualität, die aus einer solchen Kontemplation entstand, war eine freudige und herrliche Spiritualität. Warum? Weil sie die Macht und Größe der Liebe Gottes betrachtete und lobte, die sich in den Worten und Gesten Christi offenbart und im Geheimnis seines „glorreichen Todes“ ihren Höhepunkt erreicht. Das Neue Testament sieht in diesem Geheimnis die höchste Manifestation der Liebe (“Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt” Joh 15,13). So wurde der Tod Christi nicht als ein zu beklagendes Unglück angesehen, sondern als „heilendes Ereignis“ und die Offenbarung der Fülle seiner Liebe (vgl. „sein heibringendes Leiden“ im Römischen Kanon). Ein solches Bild erscheint in St. Johannes der Evangelist, der „Tod und Erhöhung“ als das einzigartige Geheimnis der Erlösung identifiziert. Auch im Predigtdienst des hl. Petrus, der Inhalt des Kerygmas ist die freudige Verkündigung des auferstandenen Christus, der von Gott sowohl als Messias als auch als Herr eingesetzt wurde (Apostelgeschichte 2,36). Und der Heilige Paulus erklärt, dass Christus lebt und Leben gibt“ (vgl. 1 Kor 15,45).

3.Die offene Seite ist in der Lehre der Kirchenväter eine Gnadenquelle.

Die Kirchenväter messen dem „Herz“, verstanden als „natürliches Symbol der Liebe“, keine Bedeutung bei. In ihrer Lehre finden wir zu diesem Thema einen Verweis auf das Fragment von Johannes 19,37 – d. h. die Betrachtung des Erlösers mit einer durchbohrten Seite, aus der Blut und Wasser fließen. Sie interpretieren dieses Ereignis als epiphanisches (offenbarendes) und erlösendes Ereignis. Wasser – erinnert die Kirchenväter an die Taufe mit der Gabe des Heiligen Geistes, und Blut –ist für sie ein Symbol der „Mysterien“, also der Eucharistie. Analog dazu behaupten sie, dass die Kirche aus der durchbohrten Seite Christi (durch die Sakramente) – der Mutter aller Gläubigen – entsteht. Zur Veranschaulichung zitieren wir die Worte von drei Kirchenvätern:

Heilige Johannes Chrysostomus (+407): „Als Jesus noch am Kreuz tot war, durchbohrte ihn ein Soldat mit einem Speer in die Seite …“ usw. Dieses Wasser war ein Symbol der Taufe und das Blut war ein Symbol der Mysterien (Eucharistie). So formte Christus aus seiner durchbohrten Seite die Kirche… Er gab uns Blut und Wasser, die aus seiner durchbohrten Seite flossen, um die Kirche zu bilden …

Heilige Ambrosius (+397): „Trink von Christus, denn er ist ein Fels, aus dem Wasser sprudelt; trinke Christus, denn er ist die Quelle des Lebens; trinke Christus, denn er ist Frieden; Trinke Christus, denn aus seinem Inneren werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“

Heilige Augustinus (+430) sieht in der Seitenwunde ein offenes Tor, aus dem die Sakramente fließen, aus denen die Kirche entsteht, aber auch ein offenes Tor, durch das man ins Leben eintritt… „Überlegen Sie, was von hier aus geflossen ist, und entscheiden Sie, wo Sie eintreten könnten.“

Das verwundete Herz Jesu ist wirklich der Höhepunkt der Offenbarung, in Christus, der Liebe Gottes zu uns und der Liebe Christi zum Vater und zu uns. Dies ist das wahrste Bild von Gott, der Liebe ist. Es ist das menschliche und sichtbare Gesicht des unsichtbaren Gottes. Es ist das Geschenk des Lebens und der Liebe. Es ist eine Einladung, in das Geheimnis Christi und der Gemeinschaft mit ihm einzudringen, eine Einladung, in die unendliche Liebe einzudringen, die im Geheimnis seines offenen Herzens verborgen liegt. (Tłumaczenie: Ks. Zdzisław Lec).